Einen gesegneten Samstag!
Ich lese gerade das Buch Hiob. Hiob führt ein gutes Leben. Er ist gottesfürchtig und sehr wohlhabend. Schließlich bekommt der Teufel die Erlaubnis von Gott Hiob zu schaden, um zu sehen, ob er auch an Gott festhält, wenn es ihm schlecht geht. Hiob bleibt Gott treu. Am Ende des Buches gibt Gott ihm Gesundheit und Wohlstand zurück.
Die eigentliche Geschichte steht nur am Anfang und am Ende des Buches. Dazwischen lesen wir lange Ansprachen von Hiob und seinen Freunden, fast wie Predigten. Sie enthalten viele wahre Aussagen über Gott, seine Allmacht und seine Gerechtigkeit. Die Freunde erklären, dass es Hiob aufgrund seiner Sünde so schlecht geht. Man kann sicher einiges daraus lernen. Allerdings verurteilt Gott all diese Reden am Ende des Buchs. Hiob selbst erklärt:
„Ja, es ist wahr: Ich habe von Dingen geredet, die ich nicht begreife, sie sind zu hoch für mich und übersteigen meinen Verstand.“ (Hiob 42,3)
Seine Freunde sollen zu Hiob gehen, damit er für sie um Vergebung für ihre verurteilenden Reden betet. Sie haben sich durch ihre frommen Reden versündigt.
Das macht mich nachdenklich. Wie oft reden wir von Dingen, die wir nicht begreifen? Wie oft meinen wir, genau zu verstehen, wie Gott handelt und wo ein Mensch gesündigt hat? Aber im Grunde übersteigt Gottes Handeln immer unseren Verstand. Im Grunde reden wir, wenn wir von Gott reden, immer von Dingen, die wir nicht begreifen. Gott ist so viel größer als wir.
Sollen wir deswegen lieber gar nicht mehr von Gott reden? Soll ich mit diesen Impulsen lieber aufhören, weil ich Gott eben nur sehr begrenzt begreife? Nein. Gott möchte, dass wir von ihm reden. Aber ich möchte aus dem Buch Hiob lernen, dass nicht alles, was fromm klingt, immer Gottes Reden ist. Ich möchte beim Reden (und Schreiben) demütig sein und im Hinterkopf behalten, dass ich auch falsch liegen kann. Vor allem möchte ich vorsichtig damit sein, andere Menschen zu verurteilen, wie Hiobs Freunde es getan haben. Ich begreife Gottes Handeln eben oft nicht. Gott ist größer.
Und dieses Buch gibt mir die Freiheit, auch die frommsten Predigten anderer Menschen zu hinterfragen. Denn auch jeder Prediger spricht über Dinge, die zu hoch für ihn sind. Ich möchte gute Impulse aus Predigten mitnehmen, aber offen dafür sein, dass Gott so viel größer ist.
Seid gesegnet
Melanie